Verse von Bruno





Donnerstag


ansichtskarten wurden ge- und unterschrieben
für alle jene die zuhause geblieben
leider waren die marken zum frankieren
schon etwas mühsam zu organisieren
dann fuhr man eben souverän
nach soing dampierre oder frän
denn die post in vellexon o je
ist leider an jeudi tout fermé

zwei damen übernahmen es spontan
im gästebuch mit allem drum und dran
unsere malwoche einzutragen
um der nachwelt urkundlich zu sagen
dass die sieben tage im château
absolut in dulci jubilo
in den nächten herrschte die beste ruhe
denn der schlossgeist blieb friedlich in der truhe
doch zur sicherheit wurde er lobenswert
in die kugel im gästebuch eingesperrt





gegen mittag dans la salle des artistes
da tanzte man weder walzer noch twist
sondern bewegte ballettartig in sanfter weise
den körper die arme und beine gemessen leise
qi gong und tai-ji verleihen dir flügel
halten den körper beherrschend im zügel
eine wundervolle seelentherapie
für konzentration und harmonie


die abrechnung mit dem schlossherrn b müller
wurde besiegelt per handschlag und füller
bruno zahlte die restliche pacht
wie lange vorher schon abgemacht
auch die bettwäsche und das morgenessen
gingen bei der bezahlung nicht vergessen
etwas trinkgeld rundete die summe auf
wer von euch zufrieden ist nimmt dies in kauf
beat freute sich unser gast zu sein
und er genoss sichtlich das zusammensein

bratkartoffeln speck und wurst und bohnen
rustikal in feinen portionen
dazu für unsre vegis à la haute ménage
on a servi de petits médaillons au fromage
zum abrunden genoss man kiwi und banane
melone und pfirsich im fruchtsalat mit sahne
und am schluss hielt dann heini mit niveau
eine stimmungsvolle laudatio










Freitag


es gab in vellexon kein programm
und auch keinen künstler/innen stamm
nur das morgenessen und der znacht
waren obligat und abgemacht
lichterlöschen schlaf und tagewache
blieben individuelle sache
trotzdem erlebten wir ein ritual
für den start zum neuen tag optimal
denn okapis weckgruss hiess genau
ich wünsche euch guten morgentau

tagsüber im artistensaal
der grosse malwochenfinal
wo alle ihr bestes gaben zum schluss
beschwingt beflügelt von der muse kuss
mit geduld fleiss eifer und auch inbrunst
sogar mit herzblut für die liebe kunst
und alles ohne lohn und gage
als ziel winkte die vernissage
um fünf uhr in der zweiten etage
gleichsam als querschnitt und reportage
von der schönen malwoche an der saône
mit gar mancher tollen impression
wir bestaunten acrylbilder aquarelle
skizzen und studien kurz originelle
werke in vielerlei variation
auch mit sujets rund ums château de vellexon
man diskutierte in der galerie
mit freude sachverstand und auch esprit
wir sind alle auf dem richtigen pfad
und können stolz sein auf das resultat

zum znacht fuhr dann die malerschar
nach membrey in die kaktus bar
schon vorher am mittwoch per töfftransit
brachte bruno die speisekarte mit
darauf gerichte mexikanisch
samt übersetzung in germanisch
wir studierten die menüs von a bis zett
und bestellten rasch für das freitagsbankett

um neunzehn uhr dann beim diner
quelques‘un ont pris comme entrée
une p‘tite salade verte du patron
auf die käsepastete maison
hatte elisabeth grosse lust
doch bald schon zweifel und etwas frust
in der pastete war kein käse
sondern pikanterweise häse
mais le pâté si bon eh bien
et elle dit je ne regrette rien

wir genossen pizza fromage chasseur
margherita romana und pêcheur
gefüllte teigtaschen empanadas
grillade auf tortilla fajitas
gambas au chipotte käsetortillas
mit zucchiniblüten quesadillas
chile en nogada eine speise oho
in den nationalfarben von mexiko

daheim im schloss wollten ein paar
unentwegte noch an der bar
eine abschiedsrunde vollbringen
liessen tag und woche ausklingen
albert entkorkte eine flasche sekt
allerdings leider nicht so ganz perfekt
reaktion war nötig am tresen
rasch in deckung ohne federlesen
denn die prozedur und chose
ging schon eher in die hose
wer nicht gleich davongehuscht
wurde tüchtig abgeduscht
nach der taufe im châteaukeller
pickte man salzgebäck vom teller
liess die gläser rundum klingend klimpern
bald aber fielen lider samt wimpern
die uhren zeigten minuit
höchste zeit für heim ins réduit























Links »de Schöberli«, rechts die nette, humorvolle Chefin des Restaurants