Verlag Neues Leben Berlin
Auszug aus dem Buch:
Noch immer das Jahr 1913. Es neigt sich seinem Ende zu.
Rodin erleidet einen Schlaganfall. Er kann die rechte Hand nicht mehr bewegen. Das Sprechen macht ihm große Mühe. Der Arzt ist besorgt. Die junge Judith Cladel, die seine Biographie schreiben will, bietet sich als Krankenschwester an. Rodin glaubt, er muss sterben.
Einen Wunsch hat er. »Meine Frau soll kommen!« Man führt Rose herein. Mit der linken Hand macht er eine schwache Bewegung der Abwehr.
»Nicht die die aus Paris soll kommen! Hat sie genug Geld?«
Er kommt wieder zu Kräften.
September 1914 Kriegswirren. Camille wird von Paris nach Montdevergues verlegt, eine Anstalt in der Gemeinde Monfavet, in der Nähe von Avignon.
Im Juli 1916 erleidet Rodin einen zweiten Schlaganfall. Er unterzeichnet ein Testament, das Rose Beuret als Erbin einsetzt mit der Abmachung, dass diese wiederum alles dem Staat hinterlassen wird. Im Februar 1917 ehelicht Rodin in seinem Wohnzimmer in Meudon Rose Beuret, die drei Wochen darauf stirbt. Zur Trauung hat sie sich von ihrem Krankenbett erhoben, ihr bestes Rüschenkleid angezogen und auf die Frage, ob sie Rodin ehelichen möchte, geantwortet: »Von ganzem Herzen.«
Rodin überlebt sie nicht lange. Sein Haus vereinsamt mehr und mehr.
Ein verwirrter alter Mann, dem man Papier und Schreibzeug außer Reichweite genommen hat, dass er nicht sein Testament ändere. Noch immer ist Krieg. Es gibt keine Kohle. Der Spätherbst ist ungewöhnlich kalt. Das alte Haus bleibt ungeheizt. Rodin erfriert in einer Novembernacht.