Freitag


die malwoche kaum begonnen
und schon bald wieder zerronnen
nach top intensiven tagen
als schlosskünstler sozusagen
ist heute nun vernissage
in der artisten etage



und sofort nach dem frühstückstisch
da ging‘s zielstrebig zum finish
denn es blieb nur noch wenig zeit
bis unsere werkschau bereit
bilder wurden routiniert
vollendet und retouschiert
und vielleicht auch lackiert
alles lief wie geschmiert



um vier uhr in der zweiten etage
gleichsam als querschnitt und reportage
von der schönen malwoche an der saône
mit gar mancher tollen impression
acryl- und ölbilder aquarelle
seidentücher kurz originelle
werke in vielerlei variation
auch mit sujets rund ums château de vellexon



man diskutierte in der galerie
mit freude sachverstand und auch esprit
wir sind alle auf dem richtigen pfad
und können stolz sein auf das resultat




dann bei gertrud abgemacht
der apéro vor dem znacht
mundschenk albert im weissen hemd
war klar in seinem element
bediente beflissen zugleich
die weiber im garten beim teich
und ebenso vice versa
die männer in der pergola
der garten wahrlich ein bijou
das paradies geradezu



zum znacht fuhr dann die malerschar
nach membrey in die kaktus bar
wo wir vor vier jahren gastierten
und mexikanisch fein dinierten
bei chez berthe vor zwei jahren
sind wir sehr schlecht gefahren
das fleisch à la crêpe soulier
der servive mies im resümee
in membrey herzlicher empfang
durch la patronne am bareingang
man speiste vergnügt am langen tisch
comme entrée salade verte taufrisch
dann pizzas und zartes filet de veau
tortillas flammkuchen und escargots
gertrud zahlte mineral wein und bier
in absolut grosszügiger manier

dann ging es pauschal ans begleichen
das geld musste unbedingt reichen
bei einer sammelrunde am tisch
zahlten wir alle rein rechnerisch
fünf euro pro indiviuum
samt zustupf vom kollegium
und es gab dank mancher noblen spend‘
ein finanzielles happy end


vom schlossgeist in der nacht null spur
er machte keine abschiedstour
für mariann blieb aber suspekt
wer ihren autoschlüssel versteckt




Samstag


heute frühstücksrendez-vous
schon vor acht für unsre crew
eine heinzelmännchenschar
war am werk ganz offenbar
für unser letztes déjeuner
wir erschienen in corpore
stärkten uns mit brot und kaffee
käse wurst flocken oder tee

dann wurden küche und speisesaal
aufgeräumt und geputzt optimal
der dreck zusammengekehrt
und die kühlschränke geleert
besteck und geschirr versorgt
und die abfälle entsorgt

die zimmer wurden nun ungesäumt
vom persönlichen krempel geräumt
im foyer die bettwäsche deponiert
das gepäck vor der schlosstreppe parkiert
zuletzt machte stig für den boss
eine kontrollrunde durchs schloss
zum fototermin dann comme il faut
alle auf der treppe vom château

nora‘s auto der rote saab
hielt uns alle tüchtig auf trab
es hiess meist in geduld zu warten
bis der saab geruhte zu starten

um zehn uhr fuhren wir dann davon
doch schon ausserhalb von vellexon
da schepperte das auto an der front
roswitha behob den schaden gekonnt
hängte nach einem augenschein
den schutzblechteil bref wieder ein

dann ging‘s weiter hoffnungsvoll
nach amblans zum coup de bol
le restaurant vraiment ouvert
wir setzten uns zu tisch plein-air
unter sonnenschirmen in den schatten
genossen von familienplatten
rustikal und delikat
wurst käse und salat

die wirtin hatte leider kein pain
da holte christian souverain
aus seiner tasche in höchster not
einen mocken châteaufrühstücksbrot

nach der rast im coup de bol
dann die rhapsodie in moll
der rote saab tat keinen wank
da lagen alle nerven blank
wir schoben unverdrossen
bis die schweissbäche flossen
und unsere köpfe puterrot
ohne erfolg das auto war tot







nun telefonierte mariann
in der not au secours français de panne
dreissig minuten am apparat
leider ohne jedes resultat
da half weder geduld noch drängen
sie blieb in der warteschlaufe hängen

doch die rettung nahte wie so oft
sehr überraschend und unverhofft
vom coup de bol der wirt
hat den knoten entwirrt
mit viel gespür und geschick
und supergeheimem trick
urplötzlich lief der saabmotor
es war musik für jedes ohr
sofort fuhr nora mit ihrer crew
ohne zwischenhalt geradezu
via zoll bis nach wallisellen
ohne den motor abzustellen

auch die andern fuhren in die schweiz
bis pratteln in die raststättenbeiz
es tönt halt alles etwas bieder
unsre heimat hatte uns wieder
am ende von wundervollen tagen
als châteaubesitzer sozusagen